Das Barcamp für Lehrkräfte, Menschen mit Schulhintergrund und deren Familien war eine wunderbare Gelegenheit, um sich mit Bildungs- und Schulthemen auseinanderzusetzen. Dabei reichte die Vielfalt der Themen barcampgemäß über das gesamte Spektrum der Interessen der Teilgebenden. Die großartige Keynote von Myrle Dziak-Mahler, die Veränderungskompetenz in den Fokus nahm und dazu aufrief die Denkrichtung zu ändern, informierte eine Vielzahl der Gespräche inner- und außerhalb der Sessions. Man konnte zeitlich bis zu sieben Sessions besuchen und es liefen bis zu elf Sessions gleichzeitig, begleitet von bis zu vier parallelen Kids-Sessions. Das Barcamp-Format ist nach wie vor großartig, um Inspiration zu schaffen, was Andreas ganz gut auf den Punkt bringt (und ich fühle mich sehr geehrt):
Besonders hervorzuheben ist die Freiheit, die Wildcampen wieder aus jeder Pore atmete. Das kenn ich sonst nur vom Chaos Communication Camp des CCC. Letztes Jahr habe ich bedauert nicht meine ganze Familie dabei gehabt zu haben, deswegen habe ich sie diesmal dabeigehabt. Alle durften sich als Mitgestaltende erleben und hatten eine großartige Zeit.
Inhaltlich: Eigentlich kam ich immer völlig beseelt aus einer Session raus und habe versucht das beseelende festzuhalten, was mir jedoch nicht immer gelang. Vielleicht werde ich beim nächsten Wildcampen einen kleinen Podcasttisch anbieten, bei dem man im Nachgang zu den Sessions direkt die wichtigsten Eindrücke festhalten kann.
Sessions, in denen ich war, Tag 1:
- Session zur Vorbereitung der Einführung einer „iPad-Klasse“: Im Wesentlichen ging es darum, wie man das SAMR-Modell nutzen kann, ohne gleichzeitig die Kultur der Digitalität aus den Augen zu verlieren.
- Meine eigene Session zu „Die Methode ist die Message“ Da ging es darum Agency in den Blick zu nehmen, und zwar als ubiquitäres Kriterium für Schulentwicklung, die dann häufig in Methoden der Liberating Structures endet.
- Im dritten Slot landete ich in einer Session mit dem Titel „Critical Thinking und KI“, die von meinem lieben Studienkollegen Daniel angeboten wurde (er war ein Drittel von den „Drei von der Kantstelle“, die eigentlich immer „under Rescher“ standen). Wesentliche Erkenntnis: die Erkenntnis von Lisa Rosa, dass wir eine „Literacy 2“ brauchen, die Komplexitätsdenken in kritisches Denken integriert, muss auch im Bereich LLM-Kompetenz mitgedacht werden.
- Im vierten Slot diskutierten wir in relativ kleiner Runde „Referendariatsutopien“. Erkenntnisse: Das Ref muss transformationsbedingt reformiert werden. Ein Ansatzpunkt könnte sein, dass, ähnlich wie bei Gelingensnachweisen, der Zeitpunkt der Verantwortungsübernahme von Referendar*innen selbst bestimmt werden soll. Manche sind dazu quasi sofort in der Lage, manche brauchen länger als es aktuelle Regularien vorsehen. Zusätzlich kam die Idee der informierenden Bildungsreisen auf, also die Frage: Wie gestalten denn andere Länder den Übergang in den Lehrberuf?
- Der erste Tag endete für mich mit einer Session zu #Prüfungskultur. Es war überraschend, wie weit wir schon sind. Es waren fast alle im Stande die Graubereiche zu nennen und sich in ihnen zu bewegen.
Auch bei einem Barcamp sind die Gespräche außerhalb der Sessions waren sehr erhellend. Was ich mitnehme:
- Don’t call it Barcamp, if it’s not! (Ähnliche Formate lieber Werkstatt o.Ä. nennen)
- Mehr Leute als gedacht hätte, lesen diesen Blog
- Maligne logisch-semantische Injektionen sind häufig eine Dunkelstelle in der „KI“-Welt
- „KI“ ist häufig dann das Mittel der Wahl, wenn das Ergebnis nur „gut genug“ sein muss.
- Es gibt Leute, deren Hobby es ist, sehr kleine Plastikentchen in der Welt zu verbreiten („Entropie“ und „Entification“)
Sessions, in denen ich war, Tag 2:
- „Reißt das System ein“. Wir haben den Vorschlaghammer rausgeholt und eine Schlüsselaussage war, dass wir das System einreißen müssen, da es schlimmer als es jetzt ist, nicht werden kann. In dieser Session habe ich vorgeschlagen Agency zum Prüfstein von Schul- und Bildungssystementwicklung zu machen. Dabei hilft die Frage: Does it spark Agency?
Es kann frustrieren, dass in Transformationsphasen sowohl das alte als auch das neue Regelset, die sich widersprechen gültig sind. Deswegen ist wichtig für die Praxis: Vor lauter Abwehrreaktionen nicht die Transformation bzw. deren Ziel aus dem Blick verlieren. Mit dem Bleistiftmodell kann man sagen: Beschäftige dich nicht mit dem Radierer, den kannst du sowieso nicht überzeugen. Arbeite lieber freudig an der Vision und deren Verwirklichung

- „Werbung raten“: Zum Schluss hat Martin noch eine Session angeboten, die für Menschen mit Hassliebe für Werbung war (also für mich). Wir haben spannendes Werberaten gemacht und ich war doch mal wieder überrascht, welcher Einfallsreichtum in dieser Branche doch möglich ist.
Insgesamt bleibt mir nur vielen Dank zu sagen für die großartige Organisation dieser erfahrungsreichen Veranstaltung. Ich komme wieder, wenn ich darf. #WildcampenBW25
Eine Antwort zu “WildcampenBW25 – „Das Denken muss die Richtung ändern“”
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