In Baden-Württemberg kommen ab nächstem Schuljahr neue Bildungspläne im beruflichen Gymnasium. Diese bergen die wohl größte Chance in der Geschichte der Bildungspläne. Es taucht nämlich etwas neues auf: V-I-P. Das steht für Vertiefung – Individualisiertes Lernen – Projektunterricht. Darauf entfallen 25 Prozent der Unterrichtszeit. Das ist grundsätzlich zu begrüßen, aber gleichzeitig doch wieder nur ein kleiner, zögerlicher Schritt in die richtige Richtung. Es müssten 100 Prozent sein. Warum?
Für mich persönlich ist projektbasierter Unterricht inzwischen so selbstverständlich, dass ich, wenn ich nach guten Gründen für ihn gefragt werden würde, nur noch den Wald sähe. Deswegen habe ich das Twitterlehrer*innenzimmer (#twlz) gefragt und es hat geantwortet:
Zeitgemäßer Unterricht
Selbstwirksamkeit, Verknüpfung von verschiedenen Inhalten, die so in einem Gesamtzusammenhang stehen, selbständige Arbeit, eigenen Interessen folgen, Freiheit gewähren und trotzdem einen Rahmen vorgeben, 4K …
— Julia Thurner 👩🏼💻 BY (@MrsThurner) June 25, 2022
Gemeinwohl
Welt in der Krise. Friedenspädagogik in Verbindung mit #BNE, Bildung nachhaltige Entwicklung, geht unter den aktuellen Rahmensetzungen am besten im Projekt (unterstützt durch die von dir aufgezählten Projektstrukturen).
— Michael Schöngarth • NRW (@Der_Medienwart) June 24, 2022
Sichtbarkeit von Kompetenzen und Vorbereitung auf Hochschule
Wissensanwendung wird sichtbar und damit Kompetenz, Vorbereitung auf die Universität und authentischere Lernsettings. 4K-Skills.
— Cymo (@LehrerCymo) June 24, 2022
Fehlerkultur und agile Arbeitswelt
2/2 gehören zum Leben dazu. Durch Fehler lerne ich & kann dies positiv nutzen. Außerdem finde ich auch den Aspekt der Vorbereitung auf das spätere Berufsleben interessant. Denn in der Arbeitswelt werden oftmals kollaborative projektorientierte Methoden wie DT, Scrum… eingesetzt.
— Gepa Häusslein 🏳️🌈 (@GepaHaeusslein) June 25, 2022
politische Bildung und Angstfreiheit
Das Leben ist ein Projekt, Projektorientierter/handlungsorientierter Unterricht vermeidet Langeweile, Angst, Betriebsblindheit und eine unkritische Konsument*innenmentalität. Es wird weiterhin demokratisches Denken und Handeln gefördert und gefordert, Konfliktfähigkeit ebenso.
— Apfelhexe (@apfel_hexe) June 25, 2022
Individuelles lernen und binnendifferenzierung
Jede/r wählt sein eigenes Lerntempo und geht so tief in die Materie, wie es individuell möglich ist. Individuelle Lernprodukte benötigen individuelle Bewertungsstrukturen
— LHei (@tueflti) June 24, 2022
Teamwork belohnen statt Konkurrenz
Weil Schulen oft Teamwork und gemeinsames Lernen predigen, aber strukturell stattdessen Konkurrenzdenken und Einzelkämpfertum hervorrufen. Projektunterricht belohnt dieses gewünschte Verhalten endlich, anstatt es zu missachten.
— Carsten Herbst (@HerbstCarsten) June 24, 2022
Handlungskompetenz
Ich begründe es mal aus der Theorie der Lernsituation heraus: weil es die Handlungskompetenz der SuS in den Fokus stellt. Wissen anwenden und daraus ein Ergebnis/Produkt erstellen.
— Frau EnnFau (@nves269) June 24, 2022
Selbstststeuerung, selbstwirksamkeit und lebenslanges Lernen
Das. Es befähigt zum lebenslangen Lernen, ermöglicht Selbstwirksamkeitserleben
— Ina Samel | Nds. (@vokabellerner) June 25, 2022
Identitätsfindung
weil lernen intuitiver und natürlicher wird.
— Niels Winkelmann (@aen_weh) June 24, 2022
weil SuS herausfinden können, wer sie sind und wie sie gut lernen.
Schulleiter*innen
Ich habe aber nicht nur das Twitterlehrer*innenzimmer gefragt. Ich habe diese Tweets Schulleiter*innen gezeigt und gefragt, ob noch Gründe fehlen. Die Antworten habe ich hier zusammengeführt:
Projektartiger Unterricht macht mehr Spaß, schafft Anreize und Beteiligung, ist spannender, steigert die Wirksamkeit von Unterricht, erlaubt es andere Lebenswelten zu erkunden und führt zu einer intensiveren Beschäftigung mit spezielleren Themen und er macht auch noch die Stärken von Schüler*innen sichtbar, die sonst unsichtbar bleiben.
Im Ganzen:
Im Ganzen stimme ich Hendrik Haverkamp rückhaltlos zu, wenn er sagt:
Unterricht ohne eine Projekt- und Schülerorientierung wäre möglich, aber sinnlos.
— Hendrik Haverkamp (@hav_hendrik) June 24, 2022