Der SEagent

Schulentwicklung – Bildung – Organisation

Soziale Einbindung, Vernetzung, Offenheit…


Vielen Dank für die großartige Idee einer Blogparade zur Frage, inwiefern wir Schule öffnen, lieber Niels Winkelmann. Sie geht mir nicht mehr aus dem Kopf, seit Du sie gestellt hast. Ich werde versuchen die Frage aus Schüler*innenperspektive, aus Lehrer*innenperspektive und aus Trägerperspektive zu betrachten.

Ich versuche, das Lernen so offen wie nur irgend möglich für die Ideen und Bedürfnisse der Schüler*innen zu gestalten. Die Öffnung beginnt tatsächlich schon in der Planungsphase. Ich nehme meine Grobidee und frage im und im , ob jemand sowas schon mal gemacht hat:

Danke Ina! Auf der Idee der Ausstellung habe ich aufgebaut und daraus entwickelte sich der Arbeitsauftrag an die Klasse, der viel Raum lässt, um eigene Ideen zu entwickeln

Bereits in der Vorbereitung der Unterrichtssequenz war der erste Auftrag, interessante Geschichten im Themenbereich zu finden. Ein Schülerteam arbeitet bespielsweise zu Émilie du Châtelet. Begeistert sind sie von du Châtelets vielfältigen Bildungserfolgen, und ihren Beiträgen zur Enzyklopädie.

Die Offenheit für die Exponate und möglichst viel Spielraum für das Interesse der Schüler*innen führen zu einer hochkonzentrierten Arbeitsweise (Das funktioniert übrigens nicht nur im Beruflichen Gymnasium, sondern auch im Berufskolleg). Ohne Deci und Ryan gelesen zu haben, wage ich die Vermutung, dass das an der Ermöglichung von sozialer Eingebundenheit und autonomem Handeln liegt.

Nicht verschweigen möchte ich an der Stelle, dass bei aller Freiheit das Problem besteht, dass das notgedrungen durch den Lehrplan fest fixierte Thema die Wirksamkeit der Arbeitsphasen einschränkt. Wenn jemensch die „Epoche der Aufklärung“ schlicht uninteressant findet, dann tut sie sich schwer. Ich versuche in diesem Fall zunächst durch „1-2-4-All“-Formate entgegenzuwirken, in denen sich die Schüler*innen über die interessantesten Elemente der „Aufklärung“, auf die sie während ihrer Recherche gestoßen sind, austauschen. Das weckt häufig das Interesse. Ich nutze gewissermaßen Peer-Interesse. Wenn das nicht hilft, und das kommt vor, biete ich meine eigene Begeisterung an. Und wenn das auch nicht hilft, hilft irgendwann nur noch Hollywood (Hier stellvertretend für kulturelle Erzeugnisse, die Interesse wecken können).

Ich sehe es jedenfalls als zentrale Aufgabe an, die Perspektive der Schüler*innen zu öffnen, bzw. das Geschehen offen genug für die Perspektiven der Schüler*innen zu halten.

Dazu dienen auch meine regelmäßigen Feedbackabfragen an die Klassen per ZumPad:

Niederschwellig, anonym, kann hier ehrliches Feedback zur Gestaltung des gemeinsamen Lernens gegeben werden. Sobald man mit diesem Tool eine offene Feedbackkultur erzeugt hat und die Schüler*innen wissen, dass mit ihren Bedürfnissen wertschätzend und wohlwollend umgegangen wird, braucht man das Tool nicht mehr. Man hat eine offene Lernkultur und beginnt das Lernen kokreativ zu gestalten. Was wiederum Wunder für die Selbstbestimmung der Schüler*innen bewirkt. Die Zeit in der Schule wird als ihre empfunden. Per Dalin schrieb zur Schulentwicklung bereits 1999, dass wenn eine Vision wirksam werden soll, sie in den Besitz derjenigen übergehen muss, die sie ausführen. Das gilt auch für die Lernzeit der Schüler*innen.

Zur Öffnung von Schule aus Lehrer*innenperspektive gehört natürlich das Gespräch im Lehrer*innenzimmer und genauso das persönliche Lernnetzwerk, dessen Funktionsweise oben ja schon deutlich wurde und Leser*innen dieses Beitrags bekannt sein dürfte. Zur Öffnung gehört aber auch der Plan, dass die angedachte Ausstellung tatsächlich mit der Schulgemeinschaft begangen wird. Hier werden die Produzenten der Exponate dann zu Experten und es werden sich eine ganze Reihe Gelegenheiten zu informellem „Lernen durch Lehren“ ergeben. Die Schüler*innen werden in der Schulgemeinschaft sichtbar und können zeigen, was sie drauf haben – Deci und Ryan würden sagen, sie erleben sich kompetent. Das hilft auch den Verhältnissen zu Lehrer*innen, in denen unter Umständen eine Defizitorientierung vorherrscht. Gleichzeitig ist diese softe Öffentlichkeit auch ein Grund, um ein bisschen mehr Energie in die Exponate zu stecken. Im Moment denke ich darüber nach, ob ich die Eröffnung vielleicht per ViKo noch öffentlicher/offener gestalte.

Aus Trägerperspektive gehört vor allem die Ermöglichungsperspektive zur Öffnung der Schulen. Mein Denkmodell ist immer , dass Lehrer*innen Lernräume gestalten, deren Umgebung und damit Ausprägungsmöglichkeiten von Schulleiter*innen gestaltet werden, deren Umgebung und Ausprägungsmöglichkeiten viel mit der Arbeit von Schulträgern zusammenhängen kann, insofern diese sich nicht ausschließlich als Sachaufwandsträger verstehen (Dieses Wort gehört aus meiner Sicht auch auf die Streichliste, neben „Unterricht“ und vielen anderen).

In meiner Arbeit geht es viel darum Räume zu öffnen, oder auch das Denken dafür zu öffnen, dass man Räume öffnen kann. Dazu gehört:

  • Zeigen: Das gibt es auch – Deeper Learning, Scrum, Lernen durch Lehren, Liberating Structures, Learner Agency…
  • Erklären: So machen die das… , So funktioniert das…
  • Widerstände überwinden: Lösungen zeigen für angenommene Probleme, Wie könnte es denn bei uns funktionieren…
  • Besuchen: Das ist XY, die macht das so, redet miteinander
  • Entwicklung ermöglichen: Es geht auch darum durch eigene Offenheit zu zeigen, dass man keine Angst haben muss, wenn man Schule, oder gar sich selbst für etwas öffnet.
  • Und Vernetzung (soziale Einbindung /Öffnen). Autonome Wesen wollen selbst entscheiden, was anschlussfähig ist und was nicht. Dafür Gelegenheiten zu schaffen, das ist der große Verdienst von Barcamps und anderen partizipativen Veranstaltungsformaten. (Das ist auch der Grund, warum die adultistischen Strukturen im Bildungssystem beseitigt werden müssen.)

Wie so oft geht es bei Schulentwicklung darum, veränderte Praktiken zu habitualisieren. Das ist bei der eigenen Öffnung vor allem eine Frage des Mutes und der Ermutigung: Das eigene Kompetenzerleben, die eigene Autonomie und die soziale Eingebundenheit – sprich Öffnung – zu strukturellen Merkmalen zu machen.

(honorouble Mention to Micha Pallesche und diesem Linkedin Post: https://www.linkedin.com/posts/micha-pallesche-198266223_motivation-lernen-activity-7175076920999432192-PxqJ?utm_source=share&utm_medium=member_desktop)


2 Antworten zu “Soziale Einbindung, Vernetzung, Offenheit…”

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